Den E-Fuels gehört die Zukunft

Besucherrekord bei Veranstaltungen in Hamburg und Leer am 14. und 15.02.18

Rund 300 Besucher folgten der Einladung zum Workshop „Alternative Kraftstoffe“, der gemeinsam vom Verband Deutscher Reeder, dem Arbeitskreis Bunkeröle der Mineralölverbände AFM + E und FPE, der MARIKO GmbH und dem Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen ausgerichtet wurde.

Die hohe Resonanz spiegelt nach Ansicht von Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR, den großen Handlungsdruck wider, der sich aus den Änderungen in MARPOL Annex VI für die Reedereien ergibt: Ab 01.01.2020 wird der zulässige Schwefelanteil im Brennstoff um 86% auf dann 0,50% gesenkt. Dies stellt die Schifffahrt vor eine enorme Herausforderung. „Dadurch muss sich ebenfalls die Mineralölbranche in ihrem Produktportfolio neu erfinden“ unterstrich Axel Münch vom Arbeitskreis Bunkeröle.

Jeweils einen Nachmittag wurde an beiden Veranstaltungsorten über die neuen Vorschriften und die Lösungswege diskutiert sowie Erfahrungen ausgetauscht. So waren die Themen LNG, Methanol und Abgasnachbehandlung im Fokus. Usman Muhammad (Lloyds Register FOBAS), erläutert in seinem Vortrag die Entwicklung der Vorschriften und äußerte sich zu den Komplikationen, mit denen man bei der Nutzung von Ultra Low Sulphur Fuels konfrontiert wird.  Die Nutzung von Scrubbern und Katalysatoren standen bei Ralf Jürgens (ERC Technik) im Vordergrund. Er stellte verschiedene Lösungen im Bereich der Abgasnachbehandlung vor und ging zudem auf die Feinstaubthematik ein. In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls von der Einführung eines Grenzwertes für die Emission von Feinstaub berichtet, jedoch „sollte man bei der Ausgestaltung der Grenzwerte die Problematiken bei den bisherigen Messverfahren berücksichtigen“ so Jürgens.

Prof. Dr. Friederich Wirz (TU Hamburg-Harburg), der einen Einblick in das geplante Projekt FlexiFuel gab, berichtet über die Schwierigkeiten bei der Kraftstoffumstellung an Bord der Schiffe. Dieses Problem ergab sich bereits mit der Einführung der SECA Zonen und wird sich zunehmend verschärfen je mehr unterschiedliche Kraftstoffe mit der Einführung des Grenzwertes 2020 auf den Markt kommen werden. Dieser Problematik soll sich im geplanten Projekt gewidmet und Strategien und Lösungen entwickelt werden. „Es werden noch weitere Partner für das Projekt gesucht, die an der Thematik interessiert sind und ein Schiff aus ihrer Flotte für Testzwecke zur Verfügung stellen würden“ betonte Wirz.

Von einer regelrechten „Energiewende im Schiffbau“ sprach Gerhardt Untiedt (Meyer Werft), der aufzeigte, welche Möglichkeiten bestehen, den künftigen Anforderungen gerecht zu werden. Das verflüssigte Erdgas (LNG) ist nach seiner Ansicht „der Kraftstoff der Stunde und wird es auch noch länger bleiben“.

Auf die Handhabung von LNG ging Björn Herweg (TGE Marine Gas Engineering) ein. Er erläuterte die unterschiedlichen Herausforderungen beim Bau von Bunkerschiffen und die Sicherheitskonzepte, die für die Bunkervorgänge entwickelt wurden.

Einen erheblichen Mehrwert im Hinblick auf die Vermeidung von Emissionen sieht Henning Joswig (innogy SE) in der Verwendung sogenannter E-Fuels. Als E-Fuel werden synthetische Kraftstoffe bezeichnet, die mittels regenerativ hergestelltem Wasserstoff und aus der Luft abgefangenem Kohlenstoffdioxid generiert werden.

Frank Bonaldo aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie stellte unter anderem die unterschiedlichen Förderprogramme des Bundes vor und unterstrich, dass die Wirtschaft sich auch zukünftig aktiv in die Diskussionen auf politischer Ebene miteinbringen muss.

Um die Einführung alternativer Brennstoffe voranzutreiben, bedarf es erheblicher Anstrengungen im Bereich von Forschung und Entwicklung und Unterstützung der Anwender. Bei der MARIKO GmbH werden Innovationsprojekte gemeinsam mit den First Movern der Industrie und der Forschung entwickelt. Die derzeitigen Aktivitäten der MARIKO GmbH hinsichtlich alternativer Kraftstoffe erläuterte Cathrin Prikker (Projektmanagement GreenShipping Niedersachsen/MARIKO GmbH).

Durch die zahlreichen Vorträge und Diskussionen bestätigte sich, dass es nicht den einen Kraftstoff der Zukunft geben wird. Vielmehr werden je nach Einsatz, Schiffstyp und Fahrtgebiet spezifische Lösungen zum Tragen kommen, sodass es zukünftig zu einem breiten Brennstoff-Produktenmix kommen wird.

Die Präsentationen des Workshops können im Downloadbereich heruntergeladen werden.