15. Juli 2021

Projektkonsortium entwickelt und fertigt innovatives Methanol-Hafenboot für Emden

Hafenrundfahrten in Emden sollen zukünftig CO2-neutral sein. Für einen innovativen Neubau des bisherigen Hafenbootes „MB Ratsdelft“ haben sich die Betreiber-Reederei AGEms aus Emden, die Schiffswerft Diedrich aus Oldersum sowie die MARIKO GmbH aus Leer in einem Innovationsprojekt zusammengetan. Der Neubau soll rein elektrisch fahren, mit Brennstoffzellen ausgerüstet werden und ein innovatives Schiffsdesign zur Anpassung der Durchfahrtshöhe unter Brücken aufweisen. Das innovative Hafenbootprojekt steht dabei im Einklang mit dem Masterplan 100% Klimaschutz der Stadt Emden und der damit angestrebten Treibhausgasneutralität bis 2050. Heute fand der offizielle Projektstart in Leer statt.

Innovativer Antrieb und herausforderndes Schiffsdesign

Für den rein elektrischen Antrieb des neuen Hafenbootes ist vorgesehen, dass die Batterien von zusätzlichen Brennstoffzellen als Range Extender unterstützt werden, um die Rundfahrten eines Tages bewältigen zu können. Dadurch fallen die Batterien kleiner aus und das Gewicht des Hafenbootes kann geringgehalten werden, was wiederum dem Energieverbrauch zugutekommt. Als sauberer Kraftstoff für die Brennstoffzellen soll Bio-Methanol eingesetzt werden. Die Erfahrung mit LNG bei den Umbauten der Borkumfähren „MS Ostfriesland“ und jetzt „MS Münsterland“ macht den Schritt zu Methanol als einen weiteren alternativen Kraftstoff zu Diesel für die AG Ems leichter. „Die guten Erfahrungen mit LNG bekräftigen uns in dem Schritt, nun auch Methanol in der Reederei einzusetzen“ so Claus Hirsch, Leiter der nautisch-technischen Inspektion der AG Ems.

Bei der Hafenrundfahrt durch den Emder Hafen gilt: Kopf auf dem Achterdeck einziehen. Die niedrigen Klappbrücken nahe der Innenstadt sind ein Engpass der Hafenrundfahrt, der auch beim Neubau des Hafenbootes wesentlichen Einfluss auf das Design hat. Bei einer Durchfahrtshöhe von 1,5m, einem geforderten minimalen Tiefgang des Bootes für kraftstoffsparendes und effizientes Fahren und gleichzeitig volle Stehhöhe im Hafenboot selbst sind Kriterien, die sich schwer vereinbaren lassen. Die angedachte Lösung sieht vor, das Dach des Hafenbootes einfahrbar zu gestalten, um damit die Durchfahrtshöhe zu reduzieren. Gleichzeitig soll das Hafenboot ein Ballastwassersystem erhalten, bei dem durch Aufnahme des Wassers in die Tanks der Tiefgang erhöht und gleichzeitig die Durchfahrtshöhe weiter reduziert wird. Nach der Brückenpassage wird das Wasser wieder aus den Tanks gepumpt und das Dach auf normale Höhe hochgefahren.

Innovationen aus Ostfriesland

Für die Schiffswerft Diedrich stellt das Projekt einen wichtigen Schritt in den innovativen Schiffbau dar. Insbesondere der Einbau des Antriebssystems mit Brennstoffzellen stellt Neuland für die kleine Werft dar. „Wir freuen uns aber, diesen Schritt gehen zu können, um die Werft so für die Zukunft gut aufzustellen“ so der Geschäftsführer Jens Schädler. Die Werft ist im Rahmen des Projekts mit der Konstruktion und dem Bau des neuen Hafenbootes betraut.

Die MARIKO GmbH begleitet das Projekt und wirft einen Blick auf die CO2-Einsparungen, die das neue Hafenboot durch den innovativen Antrieb und den Einsatz von Bio-Methanol erreichen kann. „Das Projekt hat großes Potenzial, eine Leuchtturmfunktion von Ostfriesland ausgehend für das Segment der touristischen Rundfahrtboote einzunehmen“ so Sören Berg von der MARIKO GmbH. So gibt es zwar schon viele elektrische Rundfahrtschiffe, jedoch nicht in der hier gewählten Kombination mit Brennstoffzellen und „das wird garantiert ein Trendsetter“ so ist sich Claus Hirsch sicher.

Das Projekt wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt.