Branchenexperten tauschten sich am 04. Juni 2020 im Rahmen eines 2-stündigen Onlineformates des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen über die Herausforderungen und Chancen in Zeiten von Corona aus.

4. Juni 2020

Die Corona-Krise macht auch vor der maritimen Branche keinen Halt. Die Schifffahrt ist durch signifikante Verdienstausfälle in nahezu allen Bereichen stark von der Corona-Krise betroffen. Die Fahrgastschifffahrt beispielsweise wurde zeitweise komplett ausgesetzt. Gleichzeitig bestehen neue Herausforderungen in den Unternehmen, z.B. durch die veränderte Arbeitssituation, die die Nutzung von alternativen Softwaresystemen notwendig macht. Das Arbeiten im „Home Office“ wird aus Sicht der Teilnehmer auch nach Ablauf der Corona-Pandemie zu einem gewissen Standard werden. Die Corona-Krise hat aufgezeigt, dass das Arbeiten im „Home Office“ gut funktionieren kann. Bei allen Teilnehmern des Austauschgesprächs sind innerhalb weniger Tage eine entsprechende IT-Infrastruktur und Software aufgesetzt worden, mit Hilfe derer mobiles Arbeiten möglich wurde. Nachdem entsprechende Systeme verfügbar waren, mussten Unternehmensprozesse teilweise noch auf „Online-Workflows“ umgestellt werden, damit ein reibungsloses Arbeiten von überall möglich ist.

Hinsichtlich der IT-Trends wurde diskutiert, welche Innovationen in Zukunft in dem Berufs- sowie Privatleben der Teilnehmer eine Rolle spielen werden. Nach Einschätzung der Teilnehmer sind Künstliche Intelligenz (KI) und Augmented Reality (AR) Zukunftstrends, welche potenziell von großer Bedeutung für ihr Umfeld sind. Für die Implementierung von beispielsweise KI in den eigenen Produkten und Dienstleistungen müssten jedoch zunächst die Voraussetzungen geschaffen werden. Datenbanken benötigen demnach eine passende Struktur sowie Datenqualität, damit die enthaltenen Informationen durch zugehörige KI-Algorithmen und –Funktionen verwendet werden können. Als besondere Herausforderung wurde gesehen, eigene Daten mit Daten aus externen Quellen zu verdichten, um so eine neue Dienstleistung erbringen zu können. Hier entstehen oftmals noch Hürden wie inkompatible Datenformate. Aufgrund von Corona sollten die Ergebnisse von bereits vorhandenen KI-Systemen überprüft werden, weil diese teilweise noch nicht richtig auf signifikante und sehr kurzfristig auftretende Änderungen von z.B. Kundenverhalten reagieren. Zum Beispiel wurden potentielle Einsatzgebiete von KI bzgl. der Bedarfsermittlung im Bereich des Tourismus und der Cargo-Schifffahrt diskutiert. Einige Funktionsmodelle haben bisher eher eine Langzeitanalyse der Daten zur Aufgabe, um z.B. zukünftige Bedarfe für Flugreisen oder notwendige Kapazitäten von Schiffen in bestimmten Fahrtgebieten vorausberechnen zu können. Diese Modelle müssen nun aufgrund geänderter Daten ggf. angepasst werden, damit sie wiederum auch auf diese kurzfristigen Änderungen richtig reagieren. Alle Teilnehmer waren sich abschließend einig, dass in Zukunft noch weitere Voraussetzungen für den Einsatz entsprechender Systeme wie höhere Bandbreiten an Bord, bessere Verfügbarkeiten und günstigere Preise „pro Megabyte“ zur Übermittlung von notwendigen Prozessdaten erforderlich sind, um diese durch innovative Produkte und Systeme weiterverarbeiten zu können.

Weiterhin gewinnen die Ausbildung der Mitarbeiter und die Entwicklung von Netzwerken und Kooperationen eine immer höhere Bedeutung. Durch die stetig komplexer werdende Technik ist es KMU häufig nicht mehr möglich alles aus eigener Kraft umsetzten zu können, weshalb Kooperationen im technischen, als auch wirtschaftlichen Umfeld immer wichtiger werden.

Das „Meet Up“ zu den Herausforderungen und Chancen in Zeiten von Corona stellt den Start einer online Veranstaltungsreihe dar, die sich mit Themen rund um die Digitalisierung in der maritimen Branche dreht. Wenn Sie Interesse am Austausch zu konkreten Themen haben, wenden Sie sich mit Ihren Ideen und Fragestellungen an uns, wir werden diese gern im Rahmen einer Folgeveranstaltung aufgreifen.