2013-02-21

Offshore Windkraft: Gefordert werden verlässliche Rahmenbedingungen

Rund 40 Teilnehmer bei den fünften DEMAKO Meer-Gesprächen in Leer

Hamburg, 21. Februar 2013. – Wir haben viel gelernt, können es gemeinsam schaffen – aber wir brauchen eine sachliche Diskussion zur Energiewende. Mit der Haftungsregelung beim Netzanschluß der Offshore Windkraft wurde eine letzte Lücke geschlossen. Das war das Fazit der Fachleute am 19. Februar 2013 bei den fünften Meer-Gesprächen des Deutschen Maritimen Kommunikationsverbands e. V. (DEMAKO). Als Referenten waren Heiko Roß, Vorstand Technik der Windreich AG und Dr. Jörg Buddenberg, Geschäftsführer der EWE Vertrieb GmbH, eingeladen. Moderiert wurde der Abend von Jochen Brandt, stellvertretender Chefredakteur der Ostfriesen-Zeitung. Die Veranstaltung fand in den Räumen des MARIKO – Das Maritime Kompetenzzentrum in Leer statt.

„Viele Hindernisse sind in den letzten Jahren umschifft worden,“ berichtet Heiko Roß. Generell gebe es bei den Entscheidungsträgern den guten Willen, doch er wünsche sich mehr Sachkenntnis bei einzelnen Entscheidungen. Er übte auch Kritik an der geplanten Strompreisbremse. Die Strompreisbremse mit ihrer angedachten Direktvermarktung des Offshore Stroms mache eine Finanzierung unmöglich. Die Finanzierung eines Kraftwerkes erfordere langfristig stabile Rahmenbedingungen – die derzeitige Volatilität im Energiemarkt lasse den Abschluss langfristiger Verträge mit Laufzeiten von über 10 Jahren nicht zu. Wichtig war ihm der Hinweis auf den Innovationsstandort Deutschland: „In den letzten Jahren hat die Offshore-Industrie umfangreiche Expertise aufgebaut. Deutschland muss nun allerdings aufpassen, dass es den Vorsprung nicht verliert.“ Bis Ende Januar habe die Regierung vieles richtig gemacht – allerdings fehle es bis heute an einer strategischen Linie.

Auch für Dr. Jörg Buddenberg sind zuverlässige Rahmenbedingungen die Voraussetzung für einen zügigen Ausbau. Wichtig war ihm: „Unsere Lernkurve war lang – wir haben heute realistische Kostenansätze und sind in der Lage Projekte effektiv zu kalkulieren. Nur mit einem kontinuierlichen Ausbau in der nächsten Dekade könne eine Kostenreduktion erreicht werden. Sollten die Rahmenbedingungen kurzfristig verschlechtert werden, werde der Ausbau unterbrochen und die geplanten Kostendegressionen werden nicht erreicht. Dies wäre ein Rückschlag für den Standort Deutschland.

Offshore Windenergie werde in den nächsten Jahren immer noch teurer sein als Onshore Windkraft an günstigen Standorten im Norden Deutschlands. Mittelfristig werde durch Kostendegressionen die Wirtschaftlichkeit von Offshore Windkraft durch Lerneffekte deutlich verbessert, prognostiziert Dr. Buddenberg. Dem stimmt auch Roß zu: „Offshore Windkraft hat mittelfristig das Potential, wettbewerbsfähig zu Windstandorten im Binnenland zu werden.“ Ein guter Küstenstandort hingegen werde langfristig die preiswerteste Form der Stromproduktion aus Wind sein.  „Es braucht den Onshore Wind mit seinen günstigen Stromgestehungskosten und den Offshore Wind mit seiner verlässlichen Stromproduktion, “ so Roß. Er fordert die Entwicklung einer Strategie für die Energiewende, um langfristig kostengünstig, zuverlässig und umweltfreundlich Strom zu produzieren.

An den fünften Meer-Gesprächen des Deutschen Maritimen Kommunikationsverbandes nahmen rund 40 Mitglieder und Gäste teil. In der anschließenden Diskussion entspann sich eine lebhafte Debatte über die Zukunft der Offshore-Industrie. Themen waren Finanzierung, Kostendeckungspotentiale und die Probleme mit der Bundesnetzagentur.

Hintergrund:
Die Windreich AG  realisiert und betreibt Windkraftanlagen – sowohl an Land („Onshore“) als auch auf offener See („Offshore“). Das Unternehmen verfügt als einziger Marktteilnehmer über planmäßig verlaufende Offshore-Windparkprojekte mit einer Kapazität von über 1.000 MW. Global Tech I (in der Deutschen Bucht, rund 110 km nordwestlich von Cuxhaven) wird in wenigen Monaten Strom einspeisen.

Als Vertriebsgesellschaft der EWE-Gruppe beliefert die EWE VERTRIEB GmbH  rund eine Million Stromkunden und 700.000 Erdgaskunden in der Ems-Weser-Elbe-Region sowie in Teilen von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zuverlässig und kostengünstig mit Energie. Bis zur Ausgründung einer eigenen Gesellschaft ist die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen ebenfalls in der EWE VERTRIEB GmbH angesiedelt. EWE betreibt das deutsche Offshore-Testfeld alpha ventus und errichtet zur Zeit den Offshore-Windpark Riffgat, der im Sommer diesen Jahres fertig gestellt wird

Der Deutsche Maritime Kommunikationsverband e.V., DEMAKO  richtet sich an Personen, die in der Öffentlichkeitsarbeit, dem Journalismus sowie im Marketing mit Themen befasst sind, die im weitesten Sinne mit Schifffahrt, Seetouristik, Hafenwirtschaft, Wassersportwirtschaft und anderen maritimen Sektoren zu tun haben. Ziel des DEMAKO ist es, die Kommunikation solcher Experten untereinander und gegenüber der Öffentlichkeit weiter zu professionalisieren. Damit soll auch die öffentliche, gesellschaftliche und politische Wahrnehmung der maritimen Wirtschaft in Deutschland intensiviert werden. Die nächsten Meer-Gespräche finden am 23. April 2013 in Hamburg statt.

Kontakt
DEMAKO e.V.
Barbara Kliesch
Gesch.ftsführerin
c/o MEDIAfleet / Ludwig-Erhard-Str. 6, 20459 Hamburg
info@demako.info
Tel: 040-34 80 92-0 oder 0171-7580753
Diskutierten zur Offshore-Windkraft: v. l. n. r.:
Jochen Brandt (Ostfriesen-Zeitung), Heiko Roß
(Windreich AG), Prof. Dr. Carlos Jahn (Vorsitzender
DEMAKO e.V. und Fraunhofer Center für Maritime
Logistik und Dienstleistungen CML), Bernhard
Bramlage (stellv. Vorsitzender DEMAKO e.V. und
Landrat Landkreis Leer), Dr. Jörg Buddenberg
(EWE Vertrieb GmbH)