Schiffbau und KI im Zollhaus Leer – Wir waren dabei!

Wir haben uns gefreut, das diesjährige Forum IT & Produktion der Wachstumsregion Ems-Achse e.V. am 28. und 29.09.22 in Leer mit ausrichten zu dürfen.

Wir danken den engagierten Referenten und unseren Gästen aus den Niederlanden und Deutschland, die während der Sessions „SmartIndustry im Schiffbau“ und „Innovative Geschäftsmodelle mit KI“ interessante Projekte, Initiativen und Entwicklungen vorgestellt haben.

Während der anschließenden Podiumsdiskussionen wurden Ideen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher und niederländischer Unternehmen im Schiffbau entwickelt.

Zu den Herausforderungen und Treibern zur Entwicklung von neuen datengetriebenen Geschäftsmodellen sowie Erfahrungen zu Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz im maritimen Umfeld gab es einen regen und sehr konstruktiven Austausch zwischen unseren Referenten und Gästen.

Zum Themenblock Schiffsbau referierten drei Experten zu Möglichkeiten, wie der Schiffbau von niederländischen und deutschen Unternehmen gegen Mitbewerber aus Fernost bestehen kann.

Im Rahmen der Veranstaltung berichtete Hans Praat (NOM) zu Perspektiven im Schiffbau in Zusammenhang mit dem Smart Industry Konzept. In diesem Konzept geht es darum, wie produzierende Betriebe im Schiffbau ihre Prozesse als auch Produkte und Dienstleistungen analysieren und digitalisieren können. Dazu hat NOM den Test „Smart Factory Accessment“ entwickelt, womit mittelständische Unternehmen den Status ihres Digitalisierungsgrades ermitteln können, um im Anschluss daran Handlungsempfehlungen für weitere Verbesserungen zu erhalten.

Harry Doze (Marstrat) stellte in seinem Beitrag die Studie „productiviteits verbetering Noord-Nederlandse scheepsbouw“ vor. Er gab an, dass Reeder aus den Niederlanden und Deutschland durchaus Schiffe bei hiesigen Werften bestellen wollen, jedoch die Kosten gegenüber den Mitbewerbern aus Fernost reduziert werden müssen. Doze hat Methoden vorgestellt, die zur Reduktion dieser beitragen können.

Guus van der Bles (Conoship) stellte heraus, welche Verbesserungen der Einsatz von SharedFacilities im Schiffbau mit sich bringen. Er berichtete, warum und wie Unternehmen aus den Niederlanden im Schiffbau kooperieren und welche Maßnahmen erfolgreich zum Erhalt und zur Stärkung von Werften beitragen können. Durch Kooperation der Akteure können signifikante Vorteile bzgl. der Auslastung von teuren Produktionsanlagen erreicht werden und durch Standardisierung von Bauteilen die Effizienz und somit die Geschwindigkeit im Schiffsbau gesteigert werden, so van der Bles.

Nach einer kurzen Pause befassten wir uns nachmittags mit der Entwicklung von digitalen, datengetriebenen Geschäftsmodellen im maritimen Mittelstand.

Dabei stellte Jan Schneider (Hochschule Emden Leer) Anwendungsgebiete und Gründe für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz vor. Als klassische Anwendungsfelder nannte er die Mustererkennung, die Sprach- und Texterkennung sowie die Entwicklung autonomer Maschinen und Robotik. Jan Schneider stellte unter anderem einen Demonstrator vor, den die Hochschule Emden Leer kürzlich im Rahmen vom Projekt „Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Lingen“ entwickelt hat und in der Lage ist, in Echtzeit Objekte in Bildern und Videos zu erkennen und stellte dazu eine Verbindung zur automatischen Erkennung von Aggregaten und Maschinen auf Schiffen her. Die Besatzungen an Bord könnten durch die Nutzung von VR/AR automatisch Informationen zu so erkannten Maschinen erhalten, so Schneider.

Jan Post (AI Coalitie ) stellte anhand der Aktivitäten der AI coalitie vor, wie Unternehmen der maritimen Branche in den Niederlanden unterstützt werden, um den Einsatz von künstlicher Intelligenz voranzutreiben. Mittelständische Unternehmen können demnach durch innovative Produkte und Dienstleistungen und eine bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter interessante Arbeitsplätze anbieten und so die Attraktivität von technischen als auch kaufmännischen Berufsbildern der maritimen Branche steigern.

Durch den Beitrag von Keno Leites (Zeppelin Power Systems) konnten gesteigerte Nutzen von Brennstoffzellen in Zusammenhang mit digitalen Geschäftsmodellen aufgezeigt werden. Die automatische Erfassung via Sensorik und sichere Übertragung der Betriebsdaten von an Bord von Schiffen betriebenen Brennstoffzellen an landseitige Datenzentren seien die Voraussetzungen für die Anwendung neuer Technologien wie z.B. KI, so Leites. Durch die Daten sei man in der Lage, Rückschlüsse über Alterungsprozesse bei Brennstoffzellen im Realbetrieb zu gewinnen, als auch den Betreibern dieser, entsprechende Empfehlungen für Wartungen und Instandhaltung nennen zu können. Leites hob‘ während seiner Ausführungen hervor, dass durch die Ermittlung der Betriebsdaten auf bereits ausgerüsteten Schiffen auch wichtige Informationen für die optimale Dimensionierung von neuen Aggregaten verfügbar werden und so wiederum unnötige Kosten von z.B. überdimensionierten Anlagen vermieden werden.

Während der anschließenden Podiumsdiskussion stellten sich Experten aus Schiffbau und Digitalisierung den Fragen der Teilnehmer und gaben Einschätzungen und Handlungsempfehlungen zur Nutzung von neuen Technologietrends im Schiffbau an. Die Teilnehmer bestätigten die Aussage, dass Mitarbeiter*innen vom mittelständischen Unternehmen der maritimen Branche Möglichkeiten der Weiterbildung als auch der Vernetzung und Kooperation nutzen sollten, um in den Unternehmen Projekte im Kontext Digitalisierung erfolgreich umsetzen zu können.