Alternative Antriebstechnologien und innovative Assistenzsysteme: Perspektiven für eine emissionsfreie Schifffahrt?

Oldenburg– Der Übergang zu einem weitestgehend emissionsneutralen Schiffsbetrieb beschäftigt die norddeutsche Schiffbauindustrie sowie Zulieferer und Reeder aus der Region. Um diese Transformation und innovative Lösungsansätze aus Wirtschaft und Wissenschaft, zu diskutieren, trafen sich rund 80 Vertreter von Werften, Zulieferern und Dienstleistern zur Veranstaltung des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen am 14. Juni in Oldenburg.

Obwohl die Seeschifffahrt, über die ca. 90 % des internationalen Warenverkehrs abgewickelt wird, weiterhin eines der klimafreundlichsten Transportmittel ist, beschäftigt sich auch diese Branche intensiv mit der Einführung Schadstoff-reduzierender Technologien, mit dem klaren Bekenntnis zu einem zukünftig möglichst emissionsneutralen Warenverkehr. Um Bestrebungen niedersächsischer Unternehmen in dieser Hinsicht zu bündeln, Innovationsprojekte zu initiieren und zu begleiten sowie eine Netzwerkplattform für Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft bereitzustellen und gemeinsam an innovativen Konzepten für eine leistungsstarke maritime Wirtschaft zu arbeiten, wurde im Spätsommer 2015, gefördert vom Land Niedersachsen, das Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen aus der Taufe gehoben. Dieses Thema genießt auch weiterhin hohe Priorität durch die niedersächsische Landesregierung, die das Thema als festen Bestandteil im derzeitigen Koalitionsvertrag verankert hat.

Im Rahmen einer Fach-Veranstaltung aller Kooperationspartner des Kompetenzzentrums, dem Maritimen Cluster Norddeutschland e. V., der MARIKO GmbH, der Jade Hochschule und der Hochschule Emden/Leer, wurden in Oldenburg ein Überblick über aktuelle Entwicklungen im Bereich GreenShipping, vorgestellt durch Herrn Zeretzke von DNV GL, sowie die laufenden Projekte der Projektpartner präsentiert. Im Forschungsprojekt GreenSailer des Fachbereichs Seefahrt und Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer wurde der Prototyp eines innovativen Frachtseglers vorgestellt. Dazu sind bestehende und neuartige Rumpfmodelle auf ihre Tauglichkeit für die küstennahe Frachtschifffahrt untersucht worden. Zudem wurden Szenarien für weitere Verwendungszwecke ausgearbeitet, wie z.B. die Nutzung als Schulungs- und Forschungsschiff und die Beförderung von Passagieren. Der Fachbereich Seefahrt und Logistik der Jade Hochschule in Elsfleth stellte mit dem Projekt GreenMEPS eine Mobile Evaluationsplattform für Schiffsassistenzsysteme vor. Diese ermöglicht durch ihren mobilen Ansatz, innovative Assistenzsysteme für die Schiffsführung an Bord während des Betriebs zu testen. Größtes Ziel ist es hierbei, die Sicherheit im Schiffsbetrieb zu erhöhen und Schäden der sensiblen Meeresumwelt durch Kollisionen zu vermeiden.

Im Anschluss an die Fachvorträge wurden in Kleingruppen aktuelle Fragestellungen zu alternativen Antriebskonzepten, umweltfreundlicheren Brennstoffen und innovativen Assistenzsystemen diskutiert. Und auch wenn Schweröl kurzfristig der gängigste Brennstoff bleiben wird, werden alternativen Konzepten, wie z.B. dem Windantrieb oder hybriden Lösungen großes Potenzial zur mittelfristigen Reduktion von CO2 Emissionen vorausgesagt. Auch auf Seite der Assistenzsysteme besteht großes Forschungsinteresse, wie zum Beispiel an der Schaffung offener Datenschnittstellen zur Kommunikation von Assistenzsystemen untereinander, eine Grundvoraussetzung für eine weitestgehend autonome Schifffahrt, oder dem Einsatz von Augmented / Virtual Reality in der Wartung und dem Crewtraining.