Abfallmanagement in der maritimen Wirtschaft

02. Oktober

Leer.

Auf Einladung der MARIKO GmbH und des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) fand am 2. Oktober 2019 der Workshop „Alles Müll – oder was? – Abfallmanagement in der maritimen Wirtschaft“ mit rund 70 Teilnehmern statt. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Projekts „Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen“ organisiert.
Der in drei Blöcke eingeteilte Workshop gab Einblicke in die aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen auf IMO- sowie EU-Ebene und fokussierte im Anschluss auf die see- sowie landseitigen Mülleinträge, dessen Entsorgung und Verwertung.

Eine Einführung in das Thema Abfallmanagement gaben Dr. Susanne Heitmüller vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sowie Hannelore Keim vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Sie erläuterten die Grundlagen der IMO-Vorschrift MARPOL V sowie die EU-Richtlinie für Hafenauffangeinrichtungen von Schiffsabfällen. Frau Kirsten Dau vom NLWKN stellte darauffolgend die Arbeit des Runden Tisch Meeresmüll vor, der sich mit Fragestellungen rund um die Reduzierung und Vermeidung von see- und landseitigem Mülleintrag ins Meer befasst.

Das seeseitige Abfallmanagement bedeutet gerade für Kreuzfahrtreedereien eine enorme Herausforderung, da hier im Vergleich zur konventionellen Schifffahrt sehr große Mengen an Müll anfallen, die bereits an Bord vorsortiert oder direkt verwertet werden. So ist neben der Logistik an Bord ebenfalls eine gute Infrastruktur in Häfen notwendig, um während der Liegezeiten Müll an Land abzugeben. Das Unterbringen der Müllmengen an Bord der Schiffe erfordert entsprechend viel Platz an Bord, der durch Aufbereitung kompaktiert und in Pelletform abgegeben werden kann. Anna Benjamins von der MEYER WERFT stellte entsprechende Ergebnisse aus einem Entwicklungsprojekt vor.

Neben dem Müllaufkommen auf Schiffen ist insbesondere der Eintrag von Müll in die Weltmeere ein großes Problem. Dr. Andrea Stolte vom WWF griff in einem Vortrag die Problematik der Geisternetze auf, die für Meerestiere und Seevögel oft zur Todesfalle werden. Die Netze werden in einigen Projekten über Sonar aufgespürt, geborgen und an Land entsorgt. Neben Netzen gelten auch sämtliche andere Mülleintrage, hier insbesondere Plastik, als Quelle für Mikropartikel im Meer. Prof. D. Jann Strybny zeigte in einem Vortrag die Transportwege des Meeresmülls im Küstenraum auf und verwies auf die Problematiken, die durch die Entstehung der Mikropartikel entstehen.

Die Frachtschifffahrt steht, was die fachgerechte Entsorgung von Müll im Hafen angeht, den gleichen Herausforderungen gegenüber wie die Kreuzfahrtindustrie. Im Rahmen eines Vortrags stellte Cathrin Prikker von Top Glory Marine Service GmbH & Co. KG die Herausforderungen und Möglichkeiten dar, die die hafenseitige Abwicklung der Abgabe von Schiffmüll gemäß geltender MARPOL-Richtlinien mit sich bringen. Ist der Müll an Land entsorgt, so geht es im weiteren Schritt darum, wie er denn im Idealfall verwertet werden kann. Hierzu bietet die Firma Exoy Green Systems AG die Ultrahochtemperaturhydrolyse an, in der eine große Bandbreite von Müllsorten in einer entsprechenden Anlage vergast wird. Es entsteht ein wasserstoffreiches Gas, das für weitere Prozesse eingesetzt werden kann.

Neben der alltäglichen Entsorgung von Müll ging es im letzten Vortrag der Veranstaltung noch um das fachgerechte Recycling von Schiffen. Henning Gramann von GSR Services zeigte Negativbeispiele wie das sogenannte Beaching auf, bei dem Schiffe absichtlich auf einen Strand gefahren und dort verschrottet werden. Hierbei austretende Betriebsstoffe gelangen ungehindert in die Umwelt. Er verwies auf geltende Richtlinien und erläuterte den Veranstaltungsgästen, wie fachgerechtes und richtiges Recycling von Schiffen funktioniert.

Die Präsentationen sind auf der Homepage zum Download verfügbar.